ZONTA Says No 2022

Montagslesung am 21. November

Von Angelika Wolff

„Jede Stunde im Jahr 2021 wurden in Deutschland durchschnittlich 13 Frauen Opfer von Gewalt in der Partnerschaft – insgesamt 143.016 durch das Bundeskriminalamt statistisch erfasste Fälle.“

Mit diesen Zahlen traten am 24.11.2022 Innenministerin Nancy Faser und Frauenministerin Lisa Paus vor die Presse.

Einen Tag später begingen Frauen weltweit den 1999 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufenen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen: den 25.November. In jedem Jahr finden dazu unter dem Motto ‚Orange the World‘ von ZONTA International zusammen mit UN Women Aktionen auf der ganzen Welt statt, um auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen.  Auch in Krefeld haben wir dazu in den letzten Jahren wichtige Gebäude der Stadt symbolisch orange angestrahlt. Aufgrund der Energiekrise haben wir uns in diesem Jahr dagegen entschieden. 

Aber wir haben unser „Nein zur Gewalt an Frauen“ einmal mehr deutlich gemacht und bereits am 21.11. darauf aufmerksam gemacht. 

Starke Stimmen – Lesung vor der alten Uerdinger Bücherei

Zonta Club Krefeld am Rhein vor der alten Bücherei in Uerdingen
Anita Zimmermann liest aus „Liebe ist gewaltig“ von Claudia Schuhmacher (dtv-Verlag)
Claudia Ellinghoven liest aus „Das Haus der Frauen“ von Laetitia Colombani (Fischer-Verlag)

Zum Auftakt unserer Lesung stellte die Leiterin unseres „Orange the World“-Aktionsteams, Gabriele Hötter, die Richtlinien der sogenannten Istanbul Convention vor.                                   Dieses Übereinkommen des Europarates vom 11.Mai 2010 wurde zum Schutz von Frauen vor Gewalt getroffen und verpflichtet alle Mitgliedsstaaten, gegen die vielfältigen Formen dieser Gewalt rechtlich mit allen Mitteln vorzugehen und ein wirksameres institutionelles Netzwerk an Hilfsangeboten für betroffene Frauen zu schaffen und auszubauen.

Wichtige Festlegungen – bislang leider mit unzureichender Wirkung.                                             Diese Istanbul Convention, deren Einbindung in die Rechtssysteme der einzelnen unterzeichnenden Länder Jahre dauerte, wurde zwar bereits 2018 durch Deutschland ratifiziert, tatsächlich werden aber bis heute viele der dort geforderten Maßnahmen nur schleppend umgesetzt. So gibt es in Deutschland nach wie vor viel zu wenige Frauenhäuser.

Um die Errichtung des ersten Frauenhauses in der französischen Hauptstadt Paris ging es im Text der zweiten Lesung, Auszügen aus dem Roman „Das Haus der Frauen“ von Laetitia Colombani. Claudia Ellinghoven las aus dieser Hommage an die mutige Frauenrechtlerin Blanche Peyron, die 1926 unter widrigsten Umständen einen Zufluchtsort für obdachlose Frauen in ihrer Stadt gründete. Blanche und ihr Ehemann Albin hatten das in England entstandene Sozialwerk der Heilsarmee in Paris aufgebaut und waren unermüdlich im Einsatz für obdachlose, kranke und geächtete Frauen. Mit welcher Opferbereitschaft sich die selbst oft kranke Peyron einsetzte, erzählt die folgende Passage aus dem Buch.

Als letzten Text unserer Lesung stellten wir das neu erschienene Werk „Liebe ist gewaltig“ der Journalistin Claudia Schuhmacher vor. Die Autorin, die lange zum Thema „Häusliche Gewalt“ recherchiert und ihre Erkenntnisse in ihrem Debütroman zu einer Geschichte verdichtet hat, führt deutlich vor Augen, dass brutale, häusliche Gewalt nicht, wie oft geglaubt, nur ein Phänomen innerhalb sozial schwacher Schichten ist, sondern dass sie auch in den „besten Kreisen“ vorkommt. Anita Zimmermann las Auszüge aus der Geschichte des Mädchens Juli, das als Tochter eines Rechtsanwaltsehepaars in einer Vorortvilla aufwächst und täglich erleben muss, wie der Vater sie, ihre Geschwister und ihre Mutter demütigt, misshandelt und prügelt.

Juli, so beschreibt der Roman eindringlich, versucht, dem Horror mit Höchstleistungen zu begegnen. In der Schule ist sie stets Klassenbeste, ehrgeizig bis zur Selbstaufgabe – Perfektion als Überlebensstrategie.

Anita Zimmermann schloss ihre Lesung mit einer der für sie berührendsten Passagen des Buches. Sie gilt Julis Mutter, die, obwohl selbst Rechtsanwältin und Opfer der Gewaltausbrüche ihres Mannes, nicht die Kraft hat, sich schützend vor ihre Kinder zu stellen.

Mädchen wie Juli und Frauen wie ihre Mutter sind überall unter uns. Sie leiden verdeckt, sie trauen sich nicht, aufzustehen. Für sie wurde die Istanbul Convention geschlossen. Und für sie muss sie endlich konsequent umgesetzt werden.

Wir Frauen von ZONTA werden nicht aufhören, daran zu erinnern und gemeinsam Farbe zu bekennen –  für alle Frauen, die Opfer geworden sind und täglich aufs Neue werden.

 

ZONTA Says No 2022

Mit „stromlosen“ Lichtern bei unserer Aktion am 21.11. vor dem Uerdinger Rathaus...
... und gemeinsam mit unseren Schwestern vom ZONTA Club Krefeld bei einer Aktion des Krefelder Netzwerks gegen Häusliche Gewalt am 25.11.2022 vor dem Krefelder Rathaus. v.l. stehend : Martina Stall, Nicole Schmidt-Wetter (Präsidentin ZONTA Club Krefeld am Rhein), Dr. Kirsten Echternach, Ulrike von Wysocki-Lucas, Dr. Annegret Moenning-Hensen, Ursula Mecklenbrauck (Polizeipräsidentin Krefeld), Frank Meyer (Oberbürgermeister Krefeld), Claudia Gehl, Stefanie Dessau, Claudia Ellinghoven, Ilka Huhnen; auf der Bank v.l. Heike Hinsen (Präsidentin ZONTA Club Krefeld und Gleichstellungsbeauftrage der Stadt) und Antje Thelen

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