Schon beim Eintreten umfängt uns adventliche Atmosphäre im liebevoll gestalteten Gemeinschaftsraum, es duftet nach Gebackenem, die Wohnung ist sehr schön geworden. Jan Vander, der Leiter der Wohnungsnotfallhilfe Krefeld-Viersen, führt uns durch die renovierten Räume: es gibt jetzt eine hübsche kleine Küche, ein Duschbad und zwei separate Toiletten. Von den insgesamt 4 Zimmern für die Frauen sind drei bereits fertig ausgestattet, ein viertes wird gerade noch eingerichtet.
„Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass die Zimmer behaglich sind, damit die Frauen hier ankommen und sich wohl fühlen können“, erklärt Vander bei unserem kleinen Rundgang. „Die hochwertigen Möbel haben wir vom Diakoniewerk Duisburg anfertigen lassen in einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung – dank Ihrer großzügigen Spende war es möglich, die Räume mit neuen Sachen auszustatten. Ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung für die Bewohnerinnen. So hat jedes Zimmer ein Bett, einen kleinen Tisch mit Stuhl, einen gemütlichen Sesel und einen geräumigen Schrank mit einem Schließfach für persönliche Dinge. Nach dem Leben auf der Straße ist auch das etwas, was es für die Frauen lange nicht gab: einen eigenen, sicheren, privaten Platz für ihre privaten Dinge. Wir haben also eine schöne Grundausstattung geschaffen, die den Frauen aber auch noch Raum lässt, die Zimmer nach ihrem Geschmack und ihren Bedürfnissen weiter zu gestalten.“
Diese Frau – sie heißt Hanan Omer – empfängt uns zu unserem großen Erstaunen mit selbst gebackenen Muffins. „Die hab ich heute gemacht“, sagt sie, als sie, zunächst etwas scheu, aus ihrem Zimmer kommt, um uns zu begrüßen. „Ich möchte damit meine Wertschätzung zum Ausdruck bringen, dass Sie mir das hier ermöglicht haben.“ Das sagt sie genau so. Auch eine sehr schöne Karte hat sie dazu geschrieben an alle Spender für dieses Wohnprojekt und „die Frauen von ZONTA am Rhein“, mit Dank, „dass sie nicht nur Frauen der solidarischen Worte sind, sondern auch Frauen der Tat.“.
Die 43-Jährige hatte sich vor 2 ½ Monaten hilfesuchend an die Beratungsstelle für Wohnungslose in Krefeld gewandt, sie hatte keine feste Bleibe, keinen Personalausweis, keinen Job. Ihre Nächte verbrachte die zierliche Frau in der städtischen Notschlafstelle in der Feldstraße, was ihr oft sehr schwer fiel, aber sie hatte keine andere Wahl. Tagsüber fühlte sie sich freundlich aufgenommen im Tagesaufenthalt der Diakonie: „Die Leute da sind uns immer mit Respekt begegnet. Das war sehr wichtig für mich.“
Dort, in der angegliederten Diakonie-Beratungsstelle in der Lutherstraße, wurde dann die Sozialarbeiterin Jana Lennertz auf sie aufmerksam: „Wir waren ja gerade dabei, zu schauen, welche der hilfesuchenden Frauen, für unser neues Wohnprojekt geeignet sind. Dabei müssen wir auch darauf achten, dass die Bewohnerinnen zusammen passen, damit die WG funktioniert, und eine Dame war ja schon hier. Mit Frau O. hat es dann geklappt.“
Jana Lennertz und ihre Kollegin Katharina Eickholt, arbeiten derzeit 4 – 8 Wochenstunden in der ambulanten Einrichtung und stehen den Bewohnerinnen in allen Belangen zur Seite.
Wir haben uns davon ein erstes Bild machen können. Wir sind in Hanan Omer einer sehr sympathischen, offenen, intelligenten und wortgewandten Frau begegnet, die uns sehr beeindruckt hat.
„Wir leisten Hilfe mit Behördengängen und Papieren, Frau Omer hat z.B. jetzt endlich schon mal einen Übergangsausweis“, erklärt Katharina Eickholt,“ es geht es im Alltag aber auch darum, die Damen wieder in ihren lebenspraktischen Fähigkeiten zu bestärken: eine Wohnung sauber zu halten, mit Bedacht einzukaufen, sich in ein Gemeinschaftsleben einzufügen. Und mit unseren ersten beiden Bewohnerinnen klappt das bislang wirklich gut.“
Wir haben uns davon ein erstes Bild machen können. Wir sind in Hanan Omer einer sehr sympathischen, offenen, intelligenten und wortgewandten Frau begegnet, die uns sehr beeindruckt hat.
„Sie hat auch uns überrascht heute Morgen mit dem Impuls, für Sie backen zu wollen, weil auch Sie I h n e n etwas geben wollte. Wir lernen uns ja auch erst so langsam besser kennen.“, sagt Vander, „Auf jeden Fall ist Frau O. ein gutes Beispiel dafür, dass die gängigen Vorstellungen davon, wie Obdachlose sind, Klischees sind, die den Frauen nicht gerecht werden. Dass man es nicht jeder gleich anmerkt, ansieht, und dass auch Frauen mit gutem Bildungshintergrund durch schicksalhafte Umstände in der Wohnungslosigkeit landen können. Und wenn es einmal so weit ist, ist der Weg heraus ohne Hilfe nahezu unmöglich.“ Frau Omer hat diese Hilfe aktiv gesucht. Jetzt wirkt sie sehr lebendig und strahlt große Freude aus über die Chance, die ihr hier gegeben wird.
Anita Zimmermann, die Vorsitzende unseres Freundeskreises ZONTA Krefeld am Rhein fasst den Besuch abschließend so zusammen: „Ich bin sehr berührt von dieser Begegnung. Vom spürbaren Engagement der Betreuerinnen hier und davon, wie wir auch von Frau Omer empfangen wurden. Sie hat uns sogar einen Blick in ihr Zimmer werfen lassen und auf die Bücher, die sie gern liest. Wir haben wahrgenommen, dass in diesen Räumen eine Atmosphäre herrscht von Respekt und Vertrauen, das hier etwas wachsen kann. Für ZONTA ein wirklich unterstützenswertes Projekt, wo wir unsere Spendengelder gut eingesetzt sehen.“
Wir werden mit Frau Omer in Kontakt bleiben. Sie hat gesagt, sie möchte uns auch noch Bilder von ihrem Zimmer schicken.
„Ich mag nicht so gern Fotos von mir“, meinte sie „aber ich finde es wichtig, dass die Menschen, wenn sie über dieses Projekt lesen, spüren, das ist eine echte Frau, die wir da kennenlernen. Die gibt es wirklich. Deshalb dürfen Sie auf Ihrer webpage auch ruhig meinen ganzen Namen nennen. Ich stehe zu dem, was ich bin. Ich freue mich darauf, hier jetzt noch mal neu zu starten, und ich bin Ihnen sehr dankbar.“
Wir sind auch dankbar. Wir haben alle viel gelernt bei diesem Treffen und können auch in Zukunft sicher noch voneinander lernen.